Kann ich mein Verhalten verändern?
Die gute und simple Antwort vorneweg: Ja, das geht.
Allerdings ist es, wie so oft, zunächst einmal einfacher gesagt als getan.
Kann ich mein Verhalten verändern?
Gewohnheitstiere verändern Gewohnheiten
Ich denke jede und jeder von uns kennt das, wir sind Gewohnheitstiere. Das ist in vielen Bereichen gut, wichtig und richtig. An manchen Stellen lohnt es sich aber, unsere Gewohnheiten zu hinterfragen.
In Bezug auf unser Verhalten erwerben wir in der Auseinandersetzung mit unserer Umwelt bestimmte Verhaltensmuster. Diese Muster sind, wenn einmal geformt, relativ stabil. Daher können sie auch das konkrete Verhalten vorhersagen.
Dementsprechend schwierig ist es, diese Verhaltensmuster zu ändern.
Das fängt schon bei einfachen Beispielen an. Ich möchte vielleicht ab jetzt jeden Dienstag statt mit der Bahn mit dem Fahrrad ins Büro fahren. Das setze ich die ersten 1-2 Male überaus engagiert um und freue mich darüber. Dann ist es morgens aber vielleicht nochmal richtig kalt, es regnet und ich überlege mir direkt: Nehme ich heute nicht doch die Bahn oder bleibe gleich ganz im Homeoffice?
Das eigene Verhalten und die eigenen Verhaltensmuster zu ändern, braucht Zeit und Ausdauer. Abhängig davon, was ich wie stark verändern möchte, braucht es mehrere Wochen bis hin zu Monaten sowie viele Wiederholungen und Übung. Erst danach ist das veränderte Verhalten nachhaltig etabliert.
Woran liegt das? Für unser Gehirn ist es am einfachsten, wenn wir an etablierten Mustern festhalten. Gewohnheiten entstehen, weil durch sie langfristig weniger Energie benötigt wird. Ein neues Verhalten zu etablieren bzw. die Veränderung von bestehenden Gewohnheiten kostet dagegen Energie, da sich auch im Gehirn neue Muster bilden müssen.
Wo setzte ich also am besten an, um die Kraft und Anstrengungen auch an den richtigen Stellen zu investieren?
Das eigene berufliche Verhalten reflektieren
Speziell im beruflichen Umfeld ist es wichtig, dass eigene Verhalten zu reflektieren und sich darüber klar zu werden.
Mit der Reflexion allein ist es aber noch nicht getan. Über die Reflexion erkenne ich beispielsweise, dass ich nur schwer Entscheidungen treffe. Für die Bewertung muss ich zusätzlich noch wissen, ob dieses Verhalten für meine unternehmerische Tätigkeit förderlich oder hinderlich ist.
Daher spielt die Definition der Anforderungen und der Abgleich dieser mit meinem eigenen Verhalten eine entscheidende Rolle. Welche Verhaltensaspekte sind für meine Tätigkeit erfolgsrelevant und welches konkrete Verhalten braucht es von mir?
Anforderungsabgleich: Welche Veränderung nützt meiner Tätigkeit?
Um bei dem Beispiel zu bleiben: Meine Analyse hat mir also gezeigt, dass es Situationen gibt, in denen ich schneller oder sogar aus der Situation heraus eine Entscheidung treffen müsste. Dadurch, dass mir das aktuell noch schwerfällt, verpasse ich vielleicht Chancen oder verliere sogar Geschäftsmöglichkeiten.
Wir wissen zwar, dass es schwierig ist, das eigene Verhalten zu verändern, unmöglich ist es aber nicht. Denn grundsätzlich verfügen wir alle über unsere eigene Veränderungskompetenz. Und ein erster Schritt ist jetzt bereits getan: Die Selbsterkenntnis, dass mir eine Veränderung meines Verhaltens hilft und damit die Motivation, es verändern zu wollen.
Verhalten in kleinen Schritten ändern
Allerdings reicht die Motivation allein noch nicht aus. Denn Veränderungen können auch Ängste mit sich bringen oder scheinbar gute Gründe, die mich davon abhalten, den Veränderungsprozess überhaupt erst anzugehen oder durchzuhalten.
Daher geht es nach dem ersten Schritt der Selbsterkenntnis und Motivation jetzt darum, das gewünschte Ziel zu definieren. Wo genau möchte ich hin und wie möchte ich mich neu oder anders verhalten? Je konkreter und intensiver ich mir dieses Ziel ausmale und definiere, desto mehr Anreiz und Anziehungskraft kann es entwickeln, es auch erreichen zu wollen.
Um den eigenen Ängsten vor der Veränderung oder auch beim Üben zu begegnen, kann es helfen, sich für die verschiedenen Situationen oder Übungen auszumalen, was schlimmstenfalls passieren könnte. Wenn ich mir dieses Szenario schon einmal genau vorgestellt habe und mir auch überlegt habe, wie ich in einem solchen Fall damit umgehe, kann es seine Bedrohlichkeit verlieren.
Gleichzeitig sollte ich mir aber auch vor Augen führen, was bestenfalls passieren kann und wird, wenn ich die Veränderung angehe und das neue Verhalten umsetze. Damit kann ich auch das zu Beginn definierte Ziel immer wieder stärken.
Nun habe ich also mein Ziel vor Augen und weiß, wie ich mit Ängsten und Hürden umgehen kann. Für die konkrete Umsetzung der Veränderung ist es dann wichtig, nicht zu viel auf einmal zu wollen. Ansonsten kann es passieren, dass ich mich mit den angestrebten Veränderungen überfordere.
Was ich mir überlegen kann: Wie möchte ich mich in einer bestimmten Situation anders verhalten? Wann kann ich es konkret ausprobieren und üben? Dafür reichen zu Beginn schon kleine Schritte. Kleine Ziele, die ich konkret anwenden und für deren erfolgreiche Umsetzung ich mich belohne. Und dabei gilt immer: Am Ball bleiben. Und mit der Zeit kann ich es ausweiten und weitere Situationen oder größere Veränderungen mit aufnehmen. So etabliere ich über die Dauer neue Verhaltensmuster.
Ich muss mich nicht auf den Kopf stellen
Was bei der eigenen Zielsetzung aber immer zu berücksichtigen ist: Verhaltensaspekte wie beispielsweise die Entscheidungsfreude bewegen sich immer zwischen zwei Polen. Wenn ich mich mit meinem Verhalten eher auf der einen Seite des Spektrums befinde, ist es nicht notwendig und häufig auch nicht förderlich, mich ganz auf die andere Seite des Spektrums hin zu verändern.
Es geht vielmehr darum, mich etwas mehr in Richtung der anderen Seite zu entwickeln. Damit mache ich mir das berufliche Leben einfacher und werde erfolgreicher.
Mir werden Entscheidungen wahrscheinlich nie ganz leicht fallen, aber ich kann lernen, in bestimmten Situationen entscheidungsfreudiger zu werden. Und nebenbei: Zu viele Risiken durch vielleicht überstürzte Entscheidungen sind auch nicht das gelbe vom Ei.
Ich bin nicht allein
Und das Gute: All diese Aspekte muss ich nicht allein bewältigen und den Weg allein gehen. Für die Selbstreflexion und Anforderungsanalyse kann ich mir Feedback einholen oder eine weitere Perspektive ergänzen. Und auch für das Verändern der konkreten Verhaltensmuster kann ich mir Unterstützung und Begleitung von außen holen.
Denn häufig sind wir selbst ja unsere größten Kritiker und da hilft es, sich eine weitere Sichtweise oder Unterstützung zu holen. Das können auf der einen Seite Freunde, Familie oder Kolleginnen und Kollegen sein, auf der anderen Seite kann aber auch die Unterstützung und Begleitung von Expertinnen und Experten sehr hilfreich sein.
Andere mit ins Boot zu holen, schafft für mich selbst eine Art Verbindlichkeit für die Umsetzung meiner Ziele. Zudem unterstützt es mich im Umgang mit Rückschritten oder der (erneuten) Fokussierung auf mein Ziel, um dieses langfristig, in kleinen Schritten, aber am Ende erfolgreich als neues Verhaltensmuster zu etablieren.
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